27.12.1884
–unbekannt
Geburtsdatum laut Entschädigungsakten auch 25. Dezember 1884; in Bisses geboren; vermutlich Sohn von Simon und Hilda Kaufmann, geb. Rossmann; im Oktober 1920 Heirat mit Hedwig Kaufmann, geb. May, in Geinsheim; 1921 und 1925 Geburten der Söhne in Geinsheim; Kaufmann.
Albert Kaufmann betrieb im Geburtsort der Ehefrau Geinsheim in eigener Liegenschaft, Hauptstraße 80, ein kleines Warenhaus mit Abteilungen für Schuhe, Lederwaren, Trikotagen, Konfektion sowie Zigaretten, das er 1934 infolge der Boykotte und laut Zeugenaussagen nach tätlichen Übergriffen, bei denen das Geschäft und die Wohnung zerstört und geplündert wurden, verfolgungsbedingt schließen musste. Am Ort existierte daneben nur ein weiteres Warenhaus mit ähnlichem Angebot. Die Familie beschäftigte mehrere Angestellte sowie Dienstboten. Sie bewohnte im Haus eine Sieben-Zimmer-Wohnung. In Geinsheim lebten nur drei jüdische Familien mit insgesamt zehn Personen. Verkauf des Hauses im Februar 1936 an Philipp Kunz IV und dessen Ehefrau, die das Gebäude bereits seit 1934 als Mieter bewohnten, sowie weiterer Grundstücke in Geinsheim; der Verkaufserlös trug zum Lebensunterhalt der Familie bei.
Im Juli 1934 Umzug in eine Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung nach Groß-Gerau, Frankfurter Straße 64, wo Albert Kaufmann als Händler in den umliegenden Dörfern tätig war; 1937 Entzug der Handelserlaubnis. Die Söhne besuchten zunächst ein Gymnasium, später eine jüdische Privatschule in Mainz. 1938 zeitweise im Konzentrationslager Buchenwald (Häftlingsnummer 24522)inhaftiert. Laut Angaben in den Entschädigungsakten entweder 1937 oder im April 1939 Umzug der Eheleute nach Frankfurt; letzte Frankfurter Adresse Grüne Straße 15/III. Dort blieb ihm weitere Erwerbstätigkeit verwehrt. Laut Devisenakten nahmen die Eheleute in Frankfurt Pflegekinder auf. Das inzwischen vermögenslose Ehepaar erhielt laut Devisenakte 1939 monatliche Zuwendungen vom Neffen der Ehefrau Dr. Friedrich Sandels aus Mainz in Höhe von 50 Reichsmark.
Dem älteren Sohn gelang im Mai 1937 im Alter von 16 Jahren die Flucht nach Palästina; der jüngere Sohn emigrierte im März 1938 im Alter von 13 Jahren in das US-amerikanische Exil.
Albert Kaufmann und seine Ehefrau wurden laut Angaben der Söhne in den Entschädigungsakten im November 1941 in ein Vernichtungs- oder Konzentrationslager verschleppt, wo sie wahrscheinlich ermordet wurden. Der „Evakuierungsvermerk“ vom 20. November 1941 auf der Devisenakte wurde am 22. Januar 1942 jedoch wieder gelöscht und am 15. Juni 1942 erneut eingetragen, was darauf schließen lässt, dass die Eheleute im Frühjahr 1942 mit der Transportbezeichnung „L.9“ deportiert wurden. Laut Eintrag auf einem Gedenkblatt des Sohnes bei Yad Vashem wurde Albert Kaufmann in Bialystok ermordet. Das Ehepaar wurden zum 8. Mai 1945 für tot erklärt.
HHStAW Best. 518/19315, 19374 (Ehefrau)
Biografie zuletzt aktualisiert am: 02.11.2022 04:36